BEHANDLUNG VON KIEFERGELENKSSTÖRUNGEN (CMD)

Auch hier hat der bekannte Dichter eine große Erkenntnis gehabt.
Alle Reize aus der Umwelt, die auf uns einwirken, wollen verarbeitet werden - ob
angenehm oder belastend. Aber das gelingt unserem System aufgrund einer hohen
Reizdichte und dem Mangel an „Auszeiten“, um all diese Informationen zu
verarbeiten, immer weniger. Als mögliche Folgen können Störungen
des Kauapparates auftreten.
In der Fachwelt spricht man dann von einer sog. CMD (craniomandibuläre Dysfunktion).
Diese beschreibt eine Funktionsstörung des Kausystems bestehend aus seinen
zwei gelenkigen Anteilen: Schädelknochen (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula).
Die Störung beruht auf einem nicht mehr intakten Zusammenspiel zwischen Ober-
und Unterkiefer und der dazugehörigen Kaumuskulatur sowie den umgebenden
Strukturen.
SYMPTOMATIK:
Da es sich um einen sog. Symptomkomplex handelt, ist die Bandbreite des Beschwerdebildes sehr vielseitig. Von fast schmerzloser Beeinträchtigung der Unterkieferbeweglichkeit bis hin zu heftigen neurogenen Schmerzattacken. Typisch sind folgende Symptomatiken:
- Einseitiges Schmerzgeschehen mit Ausstrahlung in:
- Ohrregion
- Auge
- Gesicht
- Schläfe / Stirn
- Schulter-Nackenbereich
- Funktionelle Begleitsymptome:
- Tinnitus (Durch die enge anatomische Lagebeziehung zum Ohr)
- Schluckbeschwerden
- Sprachstörungen
- Schielen / Silberblick
- Störung der Unterkieferbeweglichkeit sowie der Kaufunktion
- Knack- Reibephänomene (meist schmerzlos) bei Mundöffnung oder -schluss
- Kieferklemme = Mundöffnungsbehinderung
- Kiefersperre = Mundschlussbehinderung
- Einseitiges Kauen
URSACHEN:
Es handelt sich bei der CMD generell um ein multikausal verursachtes Krankheitsbild mit den o. g. einzeln oder kombiniert auftretenden Leitsymptomen. Man unterscheidet 4 Ursachenformen:
- Arthrogene Formen (das Gelenk selbst betreffend)
Durch z.B Arthrose oder Veränderungen der Kapselstrukturen mit mgl. Verklebungen des Bindegewebes
- Myogene Formen (die Muskulatur betreffend)
Durch Verspannungen der Kaumuskulatur zum einen oder zu schwacher Muskeln zum anderen kann dieses zu einem störenden Ungleichgewicht führen
- Okklusogene Formen (den Biss betreffend)
Durch z.B. nicht passenden Zahnersatz, zu hohe Kronen oder fehlende Zähne kann eine Abweichung von der normalen Bisslage die Folge sein. Das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Zähne aus Ober -und Unterkiefer ist gestört
- Psychogene Formen
Durch häufig in der Nacht auftretendes Reiben, Knirschen, Pressen (sog. Parafunktionen) wird das System überfordert
BEHANDLUNG:
Therapeut
Durch die sehr komplexe, multifaktorielle Entstehung der CMD ist eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen unabdingbar,
um eine für den Patienten sinnvolle Therapie anbieten zu können. So
obliegt es z. B. dem Zahnarzt eine individuell angepasste Schienenversorgung vorzunehmen,
um die normale Bisslage wieder herzustellen bzw. die Zähne vor Abrieb zu schützen. Diese Maßnahme sollte vorübergehend
sein und sollte zwingend durch physiotherapeutische Behandlungen
begleitet werden. Das Ziel soll sein, sowohl muskuläre Dysbalancen des gesamten
Körpers auszugleichen als auch das Kiefergelenk selbst mit seinen umgebenden
Strukturen direkt zu therapieren.
Abhängig von der Begleitsymptomatik können aber auch andere Fachdisziplinen
von großer Bedeutung sein (z.B. HNO-Arzt bei Tinnitus, Logopädie bei
Sprach-, Schluckstörungen usw.)
Patient
Abhängig von der Problematik bekommt der Patient im Rahmen der
physiotherapeutischen Behandlung ein individuell auf sein Beschwerdebild zugeschnittenes
Hausübungsprogramm. Dieses umfasst, neben der eigentlichen Kiefergelenksbehandlung,
meistens auch die Integration des gesamten Körpers mit dem Ziel einer verbesserten
Gesamtstatik. Diese ist zwingend notwendig um die Korrekturen am Kiefergelenk
auch nachhaltig zu stabilisieren. Dabei sind neben Kräftigungs- und Dehnungsübungen
auch Entspannungstechniken zu nennen.
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